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LINA, bitte mach das Bowie kommt.

Adbusting: keine schlechte Idee. Das (meist) destruktive Verändern von Werbung auf der Straße. Ich sehe hier öfter pinke Farbe über diverse Plakate gepinselt, so dass von deren eigentlicher Aussage, die das zu bewerbende Produkt mit anregenden Attributen verbinden soll, nur noch das Attribut übrig bleibt. Zum Beispiel: "Super". Dann kann sich jeder selber zurecht legen, was das "Super" bedeutet. Find' ich super.

Letzte Woche gab es dann schön einfache, aber ziemlich große Plakate auf denen "HOWIE KOMMT" drauf steht. Es geht um Howard Carpendale, der wohl kommt um Konzerte zu geben. Baby J machte auf den interessanten und amüsanten Fakt aufmerksam, dass auf dem Plakat der Hinweis "JETZT LIVE!" steht. 

Als Kind habe ich diesen Sänger, von dem ich tatsächlich kein Lied im Ohr habe immer Howard (normal englisch) KARPENDALE (also wie gelesen) ausgesprochen.

Im Stile des Adbusting kam mir dann die Idee, aus dem HOWIE ein BOWIE zu machen. Es muss lediglich dass H in ein B umgewandelt und der Rest des Plakates überstrichen werden. Da ich aber ein Geistmensch bin, reicht es mir die Idee, bzw. die Anregung anzufertigen und ich habe ein Foto machen lassen, dass ich dann digital veränderte. 

So dass ich das Bett nicht mehr verlassen muss und mein kleines Wohlstandsbäuchlein wachsen kann. Denn: der Körper ist der Feind und ein gesunder Geist überwindet jede Art von Körper. Nein, dass ist natürlich quatsch.

Hier jedenfalls die Idee für die ADBUSTER:


Die Message: Heiland Bowie kommt und rettet uns vor den deutschen Broten, Donuts und Toconauten, Katzen und Daniel Brühl. Wäre es nicht toll...

Da ich gerade etwas kränkel' und fenchelteetrinkend rumliege, hatte ich gestern die Gelegenheit auf dem Heimatsender MDR eine Spätprogramm Doku namens "Der Lange Abschied von der DDR" zu sehen. Es ging um die Entwicklung der Stadt Weißenfels von 1990 bis 1995. 

Und es war sehr traurig und ostig. Ein adretter Mann hat mit nem Bekannten ein Sportkleidungsgeschäft eröffnet, ein paar Monate später war er tot, denn:



Hauptaussagen waren: 

"Es wird nur noch diskutiert. Früher trafen wir uns und feierten. Heute unterhält sich der Arbeitslose mit dem der bald Arbeitsloser wird"

"Es gibt keinen Grund mehr sich zu freuen, wenn etwas fertig gestellt ist."



Und das Faschomädchen sagt:

"Die meisten, dass sind doch Wirtschaftsflüchtlinge. Die kommen nur her, um von uns zu profitieren."

Verschreckend aktuell in Aussage und Mode, nicht wahr?

Desweitern erzählte sie, dass sie und ihre Faschofreunde keine Drogen mehr aufm Dorf kaufen wollten, dann haben sie sich mit den Dealern? geprügelt, bis einer von denen durchgedreht ist und mit dem Auto in die Faschobande reingefuhr. Als eben jene dann die Verfolgung aufnahmen wurden sie bei Merseburg vom BGS gebustet.

Dies und ein Artikel über Adolf und die Drogen hat mich zu folgendem Text inspiriert und ich widme ihn Silke, so hieß die junge Dame:
------------------
Schau sie dir an
19 Jahre
Undercut, Blonde Haare
Ihre Freunde wollten draußen
Keine Drogen mehr kaufen
Und dann fuhrn sie die übern Haufen
Rico, der kleine 
Sitzt jetzt im Rollstuhl
Der Grenzschutz hat sie eingebuchtet
Sie war jeden Tag im Krankenhaus

Gerade als wir dachten, die Feier darf beginnen
Mit starker Musik und Fahnen im Wind
Kommt noch ein Zug voll Menschen
In den Bahnhof eingefahren
Jaja, ein Song kann nichts entscheiden
Aber macht’s leichter zu ertragen

Ihr sollt lernen euch zu freuen
Über jede aufgebaute Wand
Aber Freude ist vergänglich
In diesem Drecksland
Mauern die standen
Sind wieder gefallen
Alle stehen auf
Und fallen in sich zusammen
Schau sie dir an

Schielen in die Kamera
Geduckte aggressive Hunde
Die wissen das sie Fehler machen
Hinter sauberen Fahnen und klaren Uniformen
Firmen sorgen für
Den Führer unter Drogen
Eukodal, Zirbizin, 
Später dann auch Formalin
Singen ihre Abzählreime
Und sortieren Leichenteile

Gerade als wir dachten, die Feier darf beginnen
Mit starker Musik und Fahnen im Wind
Kommt noch ein Zug voll Menschen
In den Bahnhof eingefahren
Jaja, ein Song kann nichts entscheiden
Aber macht’s leichter zu ertragen

Ihr sollt lernen euch zu fragen
Über jede aufgebaute Wand
Aber Fragen sind vergänglich
Also bleibt besser unempfänglich
Mauern die standen
Sind wieder gefallen
Alle stehen auf
Und fallen in sich zusammen
Schau sie dir an

Jaja, ein Song kann nichts entscheiden
Aber macht’s leichter zu ertragen

-------
Reicht erstmal.
Für heute.

Wir sehen uns am Wochenende auf Hendrik's Rosenfest in Oelde.

Herzlichst, Timm.

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