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Wenn die Tür nicht aufgeht einfach wieder gehen

Ich bin wieder da. Ich weiß nicht warum ich weg war. Manchmal sind es profane Gründe, warum einer weg bleibt. Manchmal sehr schwerwiegende. Weshalb einer, damit bin ich gemeint, wieder auf die Tastatur einschlägt hat heute 3 Gründe die ich rückwärts von alltäglich bis außergewöhnlich vortragen möchte.  Alltäglich ist der, dass ich noch Wäsche waschen wollte und die Maschinen dafür 2 Stunden brauchen. Ein bisschen Buntwäsche, genauer schwarze Wäsche bei 40 Grad, statt den normalerweise benutzten 30 und eine Maschine mit weißer Wäsche, bei 90 Grad und 8CL Bleichmittel. Weiße Wäsche(r) bevorzuge ich in meinem Bett, denn ich denke, darin träumt es sich bunter. Ich würde auch gern schwarze Bettwäsche haben, dann spielen die Träume vielleicht öfter in der Leere des Alls. Bisher habe ich aber noch nirgends schwarze Baumwollwäsche zum Erwerb gefunden. 

Ich dachte mir: bevor ich 2 Stunden damit verbringe irgendwelche Rig-Rundowns anzusehen, lass ich den Kopf ein bisschen frei drehen. Ein Grund davor, der mich veranlasste war, dass jemand zu mir sagte: "Wusstet du nicht, dass Kurt Cobain auch das Kraut geraucht hat?" - dass dieser Mensch damit bei mir einen speziellen Reiz ausgelöst hat, konnte er sich denken, denn er erschien mir bisher als ziemlich schlau und im Besitz einer Menschenkenntniss die ihn befähigt empatisch zu sein und die Fähigkeit der Manipulation zu beherrschen. Ich hörte also diesen Satz, nach dem ich wenige Stunden davor den Satz hörte: "Möchtest du meine Hoden heben?" Dieser Satz war eine Frage und ich beantwortete sie mit einem zarten "Nein, heute lieber nicht." Nebenbei: Ich trinke gerade ein Glas Ginger-Ale während daneben ein Ingwer-Wurzel liegt. Eine Art von Faulheit. Zurück zu Colonel Kurtz Kobain und Weed: Ich finde erstmal alles gut, was Kurt Cobain gemacht und gesagt und genommen hat, ganz zu schweigen von seinen Songs und Texten. Ich kann von mir behaupten, dass ich einen schweren Persönlichkeitsschaden seit dem Konsum seiner Musik und Aussagen davon getragen habe. Insbesondere nach der mehrmaligen Lektüre der Biografie "Come As You Are" die Luc De Chanvre damals in der Baumhausklicke rumgehen ließ, orientierte ich mich an allem, was da drin stand. Bukowski, Burroughs, Melvins, Affinität zur Traurigkeit und sinnlose Zerstörungsaktionen. Mittlerweile glaube ich, dass das auch der Grund ist, warum ich glaube, ich lüge mir selbst nur was vor und bin jemand, der ich gar nicht bin. Aber sagte ER nicht auch: I'm a liar and a thief. Sit here and drink my Ingwer-Tea...sei's drum. Jetzt bin ich hier und hab letztens sogar mit dem Gedanken gespielt, mal einen Nirvana-Song live zu bringen. Aber erstmal mit J im Schutz des Schüttelbaums probiert. Ich hab mich da ja ganz lange nicht rangetraut und als ich's dann wieder versuchte, erkannte ich auch wieso. Weil es genial ist. Oder ehrlich. Verletzlich und Stark zugleich. Mein Ideal. Da wo ich hin will. Mit jedem Schritt und Stück. 

Dass nun jener Kurt Cobain auch das Kraut rauchen würde, trieb mich an jenem Abend dazu von einer Krautzigarette einen Zug zu nehmen. Normalerweise mache ich das einmal in 2 Jahren und nur in äußerst grenzwertigen Zuständen. Dieses Jahr tat ich das schon einmal, woraus in multi-toxischer Kombination, dieser Text auf Standort West entstand. Interessanterweise auch mit der Vision einer Sachbeschädigung. Ich zog also an der sanften Zigarette und empfand ein Gefühl der Entkopplung, so wie wenn die Taiga-Trommel die 13 Kohlewaggons hinter sich lässt und das Stück bis zum Ausbesserungswerk allein fährt. Das war ganz schön. Dann fingen die Gedanken an. Nicht so beklemmend wie bei den letzten Malen, aber ich als ich auf dem Klo das Gesicht eines lachenden Rasta auf der Wand sah, schrieb ich erst "Rasta-Man-Who?" darunter und als ich nochmal aufs Klo musste fügte ich ein "Merkel" hinzu. Zweiteres auf die Stirn des lachenden Rasta. Ich dachte, ich versetze mich mal in die Lage eines Psychopathen. Das Kraut verlieh mir die Kraft oder verdrehte mich einfach. Der Abend endete mit einer angenehmen Fahrt durchs Dunkel, geleitet von einem sehr hellen roten leuchtenden hungrigen Punkt, dem ich nach Süden folgte. In meinem Notizbuch fand ich dann noch Totenköpfe im Fensterglas, Kaulquappen und ein paar unleserliche Zeichen. Letztere kommen auch im Suff vor, der mir viel bekannter ist. Die Denkweise mit dem Kraut ist anders. Sie gefällt mir nicht. Ich habe das Gefühl, dass ich jeden Moment durchdrehen könnte und so geht es mir auch, wenn ich nüchtern bin. Von Kaulquappen kann ich auch so schreiben. Also Kurt Cobain: ich mache alles was du machst, aber das nicht.

Abschließend nach dem mittleren Grund meines erneuten Schreibstarts, noch der besondere: In Halle/Saale, da wo ich herkomme, gab es einen antisemtisch-motivierten Anschlag mit zwei Todesopfern. In dem Döner, der Tatort war, war früher ein Pizzaladen in dem ich mir manchmal Pizza kaufte. Eines Abends aß ich so eine Pizza und vertiefte mich circa 22-Jährig in ein Dinosaurierbuch aus meiner Kindheit...daran erinnere ich mich gerade. Ich finde diese Tat dumm und traurig und sinnlos brutal. Und jedesmal wenn ich hinter Leuten auf der Straße gehe, denke ich, wie leicht und feige es doch ist, Menschen von hinten zu erschießen. Aber das dachte ich auch schon vorher.

Ihr seht meine Worte wieder nächsten Montag.

Bis dahin.

Bleibt wahr.

TV

Kommentare

  1. Endlich hat mein Leben wieder einen Sinn. Wo warst du so lange. Stefan Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück und dein Blog waren (und sind) die Lichtblicke in meinem Leben. Danke.

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    1. Gerne verleihe ich deinem Leben wieder einen Sinn geehrter anonymer Leser. Mit herzlichen Grüßen T

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  2. Übrigens kam gerade diese "Beweise, dass du kein Roboter bist"-Anfrage. Dann muss man so ein Häkchen setzen. Als ob das nicht auch ein Roboter könnte.

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  3. welcome back! habe deine blogs vermisst (eh klar)!
    das mit der bettwäschenfarbe ist interessant- weiss bevorzuge ich auch erst einer gewissen weile. hail ratlord!

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  4. Geistblasend, wie ein Ausflug

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