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Seltsamer Werner Wichtig macht Männer zu Stümpfen


Musik für die neue Generation. 

Nach dem ich am Samstag bei Wolfgang Otto ein paar Songs gespielt hatte, was erstaunliche und neue Erkenntnisse brachte, zb. das es auch mit Cajoun oder wie auch immer dieses Klopfding heisst geht, Wolfgang Otto hat sich damit einfach spontan in einen Song eingeklinkt ohne das ich davon wusste, denn es geschah hinter mir, begab ich mich in eine Bar. 

Dort spielte ich wiederholt einen bzw. mehrere Songs des oben abgebildeten inzwischen toten Künstlers Werner Wichtig vom Rechner ab. Ihr könnt selber nachschauen, was der so machte. Das war alles ganz witzig. Ich und andere haben gelacht, denn wir wussten, wer wir sind und das wir die Music nicht so ernst nehmen. 

Ich nenne es mal so: Wir waren ironisch. 

Immer mehr von uns Ironikern füllten den Raum und wir bekamen gar nicht mit, das wir auf einmal selber Werner Wichtigs waren. Nein, ich weiß nicht, wie Werner Wichtig war. Präziser ausgedrückt: In unseren Gedanken und Bewegungen wurden wir immer mehr zu Ballorca-Typen. Stumpf, stümpfer und ohne Strümpfe. Ich schäme mich dafür. Und fürchte mich auch. 

Denn am nächsten Tag wurde mir klar, dass es so nicht läuft und ich mit mindestens diesem Abend dazu beigetragen habe, das Männer weiterhin denken sie seien die Herrscher. Oder noch viel schlimmer: sich selbst und den Frauen einreden, es herrsche Gleichbehandlung. 

Weil: Hey, klar ist das stumpfe Saufmusik und klar ist das männlich, aber ihr und wir, wir haben das doch gecheckt mit der Emanzipierung und alles ist in Ordnung und deshalb dürfen, müssen wir Männer das Recht haben, zu stumpfer Musik unsere Rümpfe zu bewegen. 

Verfickt nochmal, nein!

Auf der Pepsi Werbung da oben steht "For The New Generation". Aber wenn ich mir dass so ansehe, ist da nichts New an der Generation. Und ebenso wenig an der meinen.  

Doch eine Sache ist neu: 

Alles ist möglich. Nichts ist erlaubt.

Korrektur: Alles ist erlaubt. Nichts ist möglich.

Ich für meinen Teil werde ab jetzt alles dafür tun, weniger funny, crazy oder ironischen Stoff nach aussen zu pusten, nur weil es geht. Denn dafür ist die Lage zu ernst. Ich weiß, ich weiß, eigentlich sollte gerade deshalb, Witz und Spass möglich sein, weil er hilft, aus dem Dunkel des Moloch zu entfliehen. Das ist aber eine gedankliche Fehlkonstruktion. Fehler zu erkennnen ist wichtig, tut weh und verlangt Veränderung. Und das nichts mehr witzig sein soll, meine ich damit auch nicht. Siehe Ende des Posts. Ich denke mehr Reflektion!

Das ich ein Mann bin, bleibt so, gibt mir aber keinen Grund, Erlaubnis oder sonstiges mein Gehirn auszuschalten. Manche werden sagen: "Er hat nix gerafft" oder: "Timm, wir hier haben das schon längst auf die Reihe bekommen, das Problem bist du ganz allein, mit deiner naiven Weltsicht" 

Denen rufe ich entgegen: Dann bitte zeigt mir wie es geht. Vielleicht so hier:




Kein Frieden,

Timm.

Kommentare

  1. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  2. Ehre dem rosa Überraschungsei!

    Im Grunde hast du Recht.Man könnte ja meinen, dass in Zeiten wo Lehrkräfte an den Unis mit "ProfX" angesprochen werden wollen und die Feuilletons voll sind mit Gleichberechtigungsdebatten, die geschlechtsspezifische Ungleichheit abnimmt und wir auf einem guten Weg sind. Nur leider geht das der Spielzeugindustrie völlig am Arsch vorbei.
    Ich bekomme das gerade durch meine Tochter ganz heftig mit.
    Die Kinder werden in rosa und hellblau, in Beauty-Vamp-Prinzessin und Technik-Superheld-Coolboys strikt unterteilt. Im Spielzeugladen wird das auch räumlich getrennt, damit man sich ja nicht zum anderen Geschlecht verirrt. Es entstehen zwei Märkte, die mehr Umsatz für die Unternehmen versprechen. Und das schlimmste ist das künstliche Angebot wird gerne angenommen und man identifiziert sich bereits damit (und nicht nur bei Spielzeug, sondern auch bei Lebensmitteln, Kleidung, Hygieneartikeln, usw).
    Natürlich kann ich versuchen, das nicht mitzumachen und meiner Tochter erlauben oder sie dazu ermutigen mit allem zu spielen oder ihr nur die neutralen geschnitzten Holzfiguren meines Ur-Großvaters zum spielen geben, aber die Realität wird sie in der Schule im Klassenzimmer einholen. Wenn du da nicht das vorgegebene Mädchenrollenbild spielst und dir nicht den Hintern mit Prinzessin-Lillifee-Klopapier abwischst, wirst du von den anderen ganz schnell sanktioniert (auslachen, isolieren, mobben). Und welches Kind sollte diesem Druck standhalten und freiwillig durch die Hölle gehen, nur weil die Eltern ihr was abstraktes von Werbeindustrie und Gesellschaft erzählen?
    Die allermeisten werden einbrechen und für ein Schlückchen soziale Anerkennung ihre Rolle spielen.
    Nur leider werden die Kinder irgendwann Erwachsen und haben die Rolle vollständig verinnerlicht. Diese rosa und hellblauen Zombiekinder spielen dann Politiker und Unternehmer, ein paar werden ausbrechen, aber es werden wenige sein. Das alles kann sich schön mit PEGIDA-Gedankengut mischen und fertig ist ein Brave New 1984.
    Werner Wichtig wird dann als Vorzeigefeminist wahrgenommen, weil einfach alles noch viel stumpfer und dümmer geworden ist, als wir es und jetzt ausmalen können.

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  3. Hallo Vincent, ich könnte jetzt damit anfangen, dass es erstmal positiv ist, diese Mechanismen überhaupt zu bemerken, was bei dir eindeutig der Fall ist. Aber: Das Problem besteht tatsächlich in der Meinung und Ausrichtung der Masse, der es sich zu fügen gilt. Und selbst das "Dagegensein" ist ja eine Art fügen, solang es von wenigen gemacht wird. Ich hoffe ich beziehe mich jetzt nicht auf die falsche Person, aber Marx sagte es ja auch so ähnlich über revoltierende Gruppen. Sie dienen nur dazu, das eigentliche System zu festigen. Allerdongs: Ich habe in Gesprächen erfahren, dass gerade im Erziehungssystem die Ohnmacht gegenüber der Staats/Stadtsmacht, immer häufiger überwunden wird mit unabhängigen Erziehungsgruppen/Elterninitiativen. Auch in Leipzig. Und PEGIDA ist einfach nur der Spongebob unter den rechtsmittigen Bewegungen: für jeden was dabei. Wie bei dem von dir erwähnten Überraschungsei. In Rosa, wie auch ich mit Schrecken feststellen musste. Viele Grüsse, Timm.

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